17.09.2015
Altes Rathaus
Gastgeber: Willibald Cernko
Gäste: Matti Bunzl
Elke Silvia Krystufek
Moderation: Isolde Charim
Elke Silvia Krystufek, 1970 geboren, ist bildende Künstlerin und Autorin. Sie studierte von 1988 bis 1993 an der Akademie
der bildenden Künste in Wien bei Arnulf Rainer. Ihre erste große Einzelausstellung hatte Krystufek 1997 in der Wiener
Secession, 2009 repräsentierte sie Österreich bei der 53. Biennale in Venedig, wo sie sich mit dem kunsthistorisch seltenen
Phänomen eines von einer heterosexuellen Frau gemalten männlichen Aktmodels und Friedrich Wilhelm Murnaus letztem
Film Tabu auseinandersetzte. Nach der Zensur des Ausstellungskatalogs in der Kestnergesellschaft in Hannover erfolgte 2009
die Gründung des Elke Silvia Krystufek Archivs. Seitdem fanden zahlreiche von der Künstlerin kuratierte Ausstellungen aus
dem Archiv in internationalen Galerien und Institutionen statt. Nach der Zensur der Ausstellung HARMONIE 20 im Haus am
Waldsee in Berlin im September 2012 gründete sie den Salon Jirout in Berlin und in weiterer Folge die One Gallery mit
internationalem Programm. Krystufeks Arbeit ist ein Forschungsprojekt, das von Strategien in der Bildenden Kunst, Literatur
und Mode inspiriert ist. Sie hatte Gastprofessuren an der Kunstuni Linz, der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in
Karlsruhe sowie eine Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien, 2003 erhielt sie den Preis der Stadt Wien für
Bildende Kunst.
Matti Bunzl wurde 1971 in Wien geboren, wo er auch aufwuchs und die Schule besuchte. Nach der Matura studierte er
Anthropologie an der Stanford University sowie an der University of Chicago; dort promovierte er 1998. Er forschte, lehrte
und publizierte zu den Themen Judentum, Antisemitismus und Islamophobie, aber auch zu theoretischen Fragen der Kunst-
vermittlung oder der Museologie der Avantgarde. Von 1998 bis 2014 war Bunzl Mitglied der Fakultät der University of Illinois at Urbana-Champaign, wo er von 2003 bis 2007 das Illinois Program for Research in the Humanities und von 2008 bis 2014 das Program in Jewish Culture and Society leitete. Von 2010 bis 2014 war Bunzl auch Intendant des Chicago Humanities Festival, das alljährlich stattfindet und rund 100 Veranstaltungen umfasst. Matti Bunzl ist der Autor von drei Büchern:
Symptoms of Modernity: Jews and Queers in Late-Twentieth-Century Vienna (2004), Anti-Semitism and Islamophobia: Hatreds Old and New in Europe (2007) und In Search of a Lost-Avant-Garde: An Anthropologist Investigates the Contemporary Art Museum (2014). Ab 1. Oktober 2015 wird Matti Bunzl - als Nachfolger von Wolfgang Kos - neuer Direktor des Wien Museums.
Isolde Charim, die 1959 in Wien geborene und in Wien und Berlin ausgebildete und promovierte Philosophin verweist auf
eine langjährige Lehrtätigkeit an der philosophischen Fakultät der Universität Wien, lehrte aber auch in Linz und Weimar. Sie
arbeitet als freie Publizistin für Falter und Standard sowie als Kolumnistin der taz und der Wiener Zeitung, vor allem aber als
wissenschaftliche Kuratorin der Reihen Diaspora. Erkundungen eines Lebensmodells sowie Demokratie Reloaded am Kreisky
Forum. 2006 erhielt sie den Publizistik-Preis der Stadt Wien, 2009 veröffentlichte sie im Passagen Verlag Der Althusser-Effekt.
Entwurf einer Ideologientheorie, 2012 erschien der Band: Lebensmodell Diaspora. Über moderne Nomaden. Zur Zeit hat sie eine Gastprofessur am Institut für Politikwissenschaften der Universität Wien inne.